Wenn Gott ruft...Gott
ruft auf sehr verschiedene Weisen. Ein zuverlässiges Zeichen der
Berufung besteht darin, dass man im Herzen die göttliche Einladung
spürt, sich ausschließlich Ihm hinzugeben. Hierbei geht es nicht um
einen Befehl, sondern um eine Einladung. Wie sich bei der Ehe beide
Partner für das Eheleben entscheiden müssen, so ist auch zum
Ordensberuf die freie, großherzige Antwort des Berufenen notwendig.
Wohin aber ruft Gott?Viele
entscheiden sich, dem Ruf Gottes zu einer besonderen Nähe zu Ihm zu
folgen. Das heißt aber noch nicht, dass Gott sie in die Kartause ruft.
Für die Kartäuserberufung ist es nämlich erforderlich, dass man auch
die Sehnsucht nach einem ausschließlich dem Gebet und der Stille
geweihten Leben spürt oder aber den unüberhörbaren, wenn auch oft
unverständlichen Ruf in gerade diesen Orden der Kartäuser.
Pater oder Bruder?Der Kandidat muss sich schon beim Eintritt entweder für das Patres- oder für das Brüderleben
entscheiden. Der Ruf des Herrn für die eine oder andere Lebensform kann
man vor allem an den Gaben erkennen, die Er gegeben hat und auch an der
inneren Neigung des Herzens. Zeichen für die Patresberufung sind:
Neigung zu einer strengeren äußeren Einsamkeit, Offenheit und
Geeignetheit zum Priestertum, Fähigkeit sich in der Zelle zu
beschäftigen, Freude am Studium, Gehör für den Gesang; dagegen für die
Brüderberufung: Geeignetheit und Freude an der Handarbeit, Neigung zum
Leben in Demut und Verborgenheit und zu größerer Einfachheit und
Freiheit im Gebet, Gefühl zum konkreten Dienst an den Brüdern berufen
zu sein. Die Patres stellen eher Jesus in seinem einsamen Gebet auf dem
Berg dar, die Brüder dagegen Jesus in seinem verborgenen Leben in
Nazareth.
FähigkeitDer Kandidat muss natürlich ein
gläubiger Katholik mit geordnetem Glaubensleben und von wenigstens
elementarer religiöser Bildung sein. Weiterhin muss er körperlich und
psychisch gesund, fähig sowohl für das Leben in der Einsamkeit als auch
in der Gemeinschaft. Voraussetzung ist, dass er bereit ist, alle
Pflichten zu erfüllen, die ihm der Ordensstand und die Oberen
auferlegen. Unter den Eigenschaften, die der Kandidat für das einsame
Leben mit sich bringen soll, ist die Fähigkeit eines maßvollen und
nüchternen Urteils von größter Bedeutung. Kandidaten unter 20 Jahren
oder über 45 Jahren werden nur ausnahmsweise angenommen. Für den
Zellenmönch sind außerdem eine für das Priestertum ausreichende
Allgemeinbildung und Gehör für den Gesang erforderlich. Vor dem
Eintritt ins Noviziat muss er sich ausreichende Kenntnis der
lateinischen Sprache erwerben.
AufnahmeWenn einer sich zum
Kartäuserleben berufen fühlt, so kann er dem Novizenmeister schreiben.
Der wird ihm eventuel einen Besuch in der Kartause vorschlagen und
später einen längeren Aufenthalt im Rahmen des Mönchslebens. Falls er
sich für den Eintritt entschließt, entscheiden der Prior und der
Magister über seine Aufnahme. Einige Tage nach seinem Eintritt erhält
er einen schwarzen Mantel und ein Käppchen, die er bei der gemeinsamen
Liturgie trägt. Die Postulatur dauert wenigstens drei Monate und nicht
länger als ein Jahr. Wenn der Postulant bei seinem Entschluss bleibt,
bittet er darauf im Kapitel, ihn "um der Liebe Gottes willen als
demütigsten Diener aller zur Probe im Mönchsgewand aufzunehmen" (Stat.
36,3). Darauf stimmt die Gemeinschaft geheim über seine Aufnahme ab.
Jedoch liegt die Entscheidung in der Hand des Priors. Bitte und
Abstimmung begleiten auch alle folgenden Stufen der monastischen
Ausbildung.
NoviziatWährend des Noviziates, das zwei Jahre
dauert, trägt der Novize die weiße Kutte mit einer kurzen Kukulle
(Skapulier) und bei der Liturgie darüber einen schwarzen Mantel. Wenn
er auch das Eigentumsrecht über seinen Besitz bewahrt, hat er in der
Zelle nichts Eigenes, damit er dem entblößten Christus nachfolgen kann.
Gegen Ende des ersten Noviziatsjahres müssen sich die Brüder entweder für das Leben als Konversen oder für das Leben als Donaten entscheiden. Die Patresnovizen
beginnen nach dem ersten Noviziatsjahr das Theolgiestudium, das auf
einer unserem Leben angepassten Weise im Kloster selbst durchgeführt
wird.
GelübdeNach Ablauf des Noviziats legt der Mönch für
drei Jahre die Gelübde der Beständigkeit, des Gehorsams und der
Bekehrung des Lebens ab. Die Zellenmönche verbleiben während dieser Zeit noch unter der Führung des Novizenmeisters. Die Brüder
aber bleiben bis zu den ewigen Gelübden im Noviziat. Nach drei Jahren
erneuert der Mönch seine Gelübde für weitere zwei Jahre. Danach wird
er, wenn er sich bewährt hat, zur feierlichen Profess zugelassen, die
ihn bis zum Tode bindet. Die Statuten sagen, dass man sich vor der
unwiderruflichen Bindung durch die Gelübde gründlich überlegen soll,
"ob man sich in der Tat Gott für immer übereignen will." Wenn die
unwiderrufliche, öffentliche Bindung auch erst nach siebenjähriger
Prüfung vollzogen wird und der Novize während des zweijährigen
Noviziates jederzeit frei den Orden verlassen kann, gilt aber schon
beim Eintritt das Wort Jesu: "Keiner, der die Hand an den Pflug gelegt
hat und nochmals zurückblickt, taugt für das Reich Gottes" (Lk. 9,62).
Wer nur mit der Absicht eintritt, einen Versuch zu machen, würde gerade
das Wesentliche des Kartäuserlebens nicht erfahren, das in der
bedingungslosen Übereignung seiner selbst an Gott besteht. | Adresse: Kartuzija Pleterje Drča 1 8310 Šentjernej Slowenien Tel: +386 (0)7 30 81 225 E-mail:
Internetseite der Großen Kartause: www.chartreux.org |