Ziel
Der Kartäuserorden wurde "zum
Lobe der Herrlichkeit Gottes" gegründet. Die Verherrlichung
Gottes aber besteht darin, dass Gott uns "in inniger Liebe mit
sich vereinigt" und wir auf diese Weise reiche Frucht bringen
(vgl. Joh. 15,8). Das ist das Ziel alles christlichen Lebens; die
Eigenheit unseres Ordens aber besteht darin, dass wir außerdem kein
anders Ziel haben. Die ganze Lebensordnung in der Kartause ist auf
dieses eine Ziel hingeordnet, damit wir "in unserem inneren
Menschen Gott selbst eifriger suchen, schneller finden und
vollkommener besitzen" und so "zur Vollkommenheit der
Liebe" gelangen (Stat. 1,4). Deshalb verzichten wir auf alles,
was nicht zu diesem allein Notwendigen führt.
Einsamkeit
Jesus sagt: "Wer mich liebt, hält meine Worte, und mein Vater wird ihn
lieben. Wir werden zu ihm kommen und bei ihm wohnen." Er lebt in uns
mit seinem göttlichen Leben und formt uns mit seiner Gnade in sich um.
Die Einsamkeit, zu der die Kartäuser in besonderer Weise berufen sind,
gewährleistet uns ideale Bedingungen für diese innige Einigung. "(In
der Einsamkeit) wird ein großes Geheimnis vollzogen, nämlich das
Geheimnis Christi und der Kirche, dessen hervorragendes Vorbild wir in
der Seligen Jungfrau Maria finden. Ebenso ist es gänzlich in jeder
gläubigen Seele verborgen und wird gerade durch den Vorzug der
Einsamkeit tiefer enthüllt" (Stat. 2,1).
Klausur und BeständigkeitDurch
die freie Wahl eines eingeschränkten Lebensraumes (Klausur) verbinden
wir das innere Gebet mit unserer Leibhaftigkeit, damit das Gebet Gott
jene vollkommene Ehrerbietung darbringt, auf die er Anspruch hat.
Ausserdem, Beständigkeit in einem bestimmten Ort (lat. ‘stabilitas
loci’) ist nach dem monastischen Erfahrung eine notwendige Bedingung,
um unsere Gedanken und Empfindungen in Gott verankern zu können.
Trennung von der Welt
"Da unser Orden gänzlich auf die
Beschauung hingeordnet ist, müssen wir unsere Trennung von der Welt
überaus gewissenhaft wahren. Daher sind wir von jedem
seelsorgerischen Dienst befreit, um im geheimnisvollen Leib Christi
unsere eigene Aufgabe erfüllen zu können, mag auch die
Notwendigkeit des tätigen Apostolates noch so drängen"
(Stat.3,9).
Gebet
Wir Kartäuser haben keine einheitliche
Gebetsmethode. Der Beruf zum Einsiedlerleben gewährt eine ziemlich
grosse Freiheit und Spontaneität im freundschaftlichen Verkehr mit
Gott. Ausser der Liturgie und einigen vorgeschriebenen Gebeten kann
der Mönch frei aus dem reichen Schatz der katholischen Spiritualität
schöpfen, was immer ihm zu einem grösseren
Umgang mit Gott verhilft. Für ein kontemplatives Leben ist es
weniger wichtig, was wir machen, als das, was Gott in uns wirkt.
Deshalb soll der Mönch "das stille Lauschen des Herzens pflegen, das Gott
durch alle seine Türen und auf allen seinen Pfaden eintreten läßt"
(Stat. 4,2).
Gehorsam
Das größte Hindernis bei der Suche
nach Gott ist sicherlich unser Eigenwille, das "Ich". Wir
versuchen diesen Eigenwillen hinzuopfern mit Hilfe des Gehorsams, der
sich sogar auf das eigene Urteil ausdehnen muss, wenn er vollkommen
sein soll. Eine solche radikale Selbstentleerung ermöglicht es uns,
dass wir uns mit der Einfachheit und Ungezwungenheit eines Kindes dem
Wirken des Heiligen Geistes öffnen und uns mit dem Sohne Gottes
gleichsetzen, der gekommen ist, den Willen seines Vaters zu erfüllen.
Gleichzeitig befreit er uns von Sorgen um uns selbst und so auch von
den damit verbundenen Spannungen und von ungeordneter Traurigkeit.
Glaube
Unser Leben vollzieht sich im Dunkel
und im Licht des Glaubens. In der Einsamkeit können wir eintreten in
die Tiefe unseres Glaubens, den wir von der Kirche empfangen haben.
Das Dunkel, in dem wir unseren Weg im Glauben begonnen haben, wandelt
sich mit der Zeit in das Licht des Glaubens, wenn wir uns der
Begegnung mit Jesus als lebendiger Person öffnen und es zulassen, von
Ihm und seinem Evangelium ganz ergriffen zu werden. Wir sehen nicht,
was wir glauben, aber der Inhalt des Glaubens wird uns so
gegenwärtig, dass wir aus ihm leben können. Wenn wir allem
entsagen, was nicht mit dem Glauben übereinstimmt, erkennen wir die
Tiefe und den Glanz dessen, was in unseren Herzen lebt.
Freude
"Welchen Gewinn und göttlichen
Genuss die Einsamkeit und das Schweigen der Einöde denen bereiten,
die sie lieben, wissen nur, die es erfahren haben. Denn hier können
mutige Männer, sooft sie es wünschen, bei sich Einkehr halten und
verweilen, mit Fleiß die Tugendkeime pflegen und glücklich von den
Früchten des Paradieses essen. Hier sucht man jenes Auge, dessen
leuchtender Blick das Herz des Bräutigams verwundet, in jener Liebe,
deren klare Reinheit Gott schaut. Hier lebt man in einer Muße voller
Tatkraft und verharrt in einer Tätigkeit voller Ruhe. Hier verleiht
Gott seinen Streitern den ersehnten Lohn: den Frieden, den die Welt
nicht kennt, und die Freude im Heiligen Geist" (Heiliger Bruno,
Gründer des Kartäuserordens).
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Internetseite der Großen Kartause: www.chartreux.org |